Inhalt

James Whitehouse hat alles, was man sich im Leben erträumen kann. Er besitzt eine hübsche Frau, hat tolle Kinder und ist recht erfolgreicher Politiker. Als ihm dann eines Tages jedoch eine Anzeige wegen Vergewaltigung ins Haus flattert, gerät die heile Welt ins Wanken…

Fazit

„Anatomie eines Skandals“ war eine spannende und extrem gut gespielte Serie, die auf den letzten Metern leicht ins Stocken geraten ist. Ich habe jede einzelne Episode mit Hochspannung verfolgt, um dann an Ende etwas resigniert vor dem Empfangsgerät zu verweilen. Zwar kam die wichtige Aussage der Macher absolut verständlich rüber, aber irgendwie ging es – gemessen am furiosen Verlauf – beim Finale fast schon etwas unspektakulär zur Sache.

Die Serie ist kurz, bot aber keinen Leerlauf und handelte seine Geschichte weitestgehend mustergültig ab. Man wurde schnell mit den wichtigsten Charakteren vertraut und spürte schon früh, dass hier längst nicht alle Karten auf dem Tisch lagen. Zwar waren die Vorzeichen hier stellenweise eindeutiger, als bei manchen Konkurrenten – doch so richtig sicher wollte man sich besonders bei seiner Hauptfigur einfach nicht sein.

Die Produktion lebte von ihren vielen Dialogen, die vor allem in den Szenen vor Gericht zur intensiven Angelegenheit avancierten. Die Darsteller blühten richtig auf, überzeugten in hitzigen Verhören und mit drastischen Blicken sich gegenüberstehend. Man bekam teilweise echte Schauer über die Haut getrieben und konnte dabei durchaus auch die gute deutsche Synchronisation loben. Im O-Ton wären die Konversationen sicherlich noch überzeugender, doch selbst in der lokalisierten Fassung war deren Darbietung ziemlich treffsicher.

Dreh- und Angelpunkt war natürlich die ernste Grundthematik, die mit deutlich erkennbaren Seitenhieben auf das wahre Leben. Die Geschichte um Machtmissbrauch und einer gewissen Narrenfreiheit wird hier sogar so verständlich skizziert, dass man stellenweise fast schon Mitgefühl oder gar Sympathie für seine Täter aufbringen möchte. Auch diese leben untereinander eine gewisse Loyalität, die man hier durchaus verständlich greifen kann – ob man es möchte oder nicht.

In anderen Besprechungen wurde dieser Serie viel Mut zugesprochen, was ich hier in mehreren Ebenen so unterschreiben möchte. Mutig, wie sich direkte oder indirekte Opfer verhielten, mutig für die vermenschlichte Darstellung seiner Bösewichte. Unterm Strich jedenfalls eine extrem spannende Angelegenheit, die lediglich aufgrund ihres abrupten Finales einen kleinen Nachgeschmack hinterließ. Sehenswert ist „Anatomie eines Skandals“ auf jeden Fall.

7,5/10

Fotocopyright: Netflix