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Berlin 1936. Bei den olympischen Spielen lernen sich die junge Inge und der Leutnant Herbert kennen und lieben. Leider währt die gemeinsame Zeit nur wenige Tage, denn Herbert muss zu einer geheimen Mission nach Spanien aufbrechen…

Fazit

Es hat mich schon ein wenig gewundert, als dieser Titel plötzlich mit einer FSK18 Freigabe beim Händler im Regal aufgetaucht ist – doch letztlich finde ich gut, dass man sich mittlerweile mit so manch „Vorbehaltsfilm“ arrangieren und offener mit der heiklen Materie umgehen kann. „Wunschkonzert“ mag auf der einen Seite sicherlich ein gelungenes Propagandawerkzeug darstellen, wirkt durch seine – ich möchte sagen naive und selbstverliebte – Machart jedoch absolut entlarvend und durchschaubar.

Die Handlung ist so simpel, wie zu vernachlässigen. In bester Heimatfilm-Manier gibt es eine Geschichte über die große Liebe, die selbst nach Jahren nicht endet und für die leichte Dramatik sogar noch ein strahlenden Nebenbuhler. Dies lädt nicht nur unfreiwillig zu schmunzeln ein, sondern ist Teil des perfiden Gesamtkonzeptes – welches den im Hintergrund tobenden Krieg bewusst etwas schön redet und fast zur aufregenden Nebensache deklariert.

Alle Akteure sind stets perfekt gestylt, jederzeit gut gelaunt und haben fortwährend ein Liedchen auf den Lippen. Der Einsatz an der Front gleicht einem Ausflug ins Abenteuerland, denn mit größeren Blessuren kommt schließlich auch Keiner zurück. Man erfreut sich an Radiosendungen und lockeren Sprüchen, zeigt gar nicht erst die wahre Greul oder die eigentlichen Probleme an der Front. Die Stimmung ist gut und selbst in der Heimat macht sich Niemand größere Sorgen um die Liebsten – schließlich ist die „Nebensache“ ja bald vorbei.

Man spürt, dass „Wunschkonzert“ noch kein „Durchhaltefilm“ wie „Kolberg“ und Konsorten ist. Er ist noch wesentlich früher entstanden und präsentiert statt stumpfer Parolen lieber die „heile Welt“ und ist quasi noch ein Werbe- bzw. Anwerbefilm für die Nationalsozialisten. Er hetzt nicht offen gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen oder animiert zu Gewalttaten, hebt vielmehr das auffällig „arische Weltbild“ hervor – auch ohne direkt mit dem Finger darauf zu zeigen bzw. bestimmte Aussagen immer wieder repetitiv wiederholen zu müssen. Das Geschehen wirkt gesitteter und weitaus neutraler, als manch seiner Kollegen aus der damaligen Epoche.

Die Inszenierung war hochwertig und zog alle Register des Möglichen. Sicherlich erleben wir kein großes Effektgewitter und bestenfalls bodenständig gebastelte Kampfszenen, doch meine Beachtung erhalten schöne Schnitte, interessante Perspektiven und sein ordentliches Pacing. Obwohl die Darsteller mit ihrer Ausdrucksweise teilweise stark an das Theater erinnern, so macht der Streifen an sich mit schicken Überblenden, grandiosen Bildern und toller Ausleuchtung einen perfekten Kinoeindruck, der bei Veröffentlichung auf der großen Leinwand garantiert mächtig beeindrucken – und seine Wirkung nicht verfehlen – konnte.

Ich kannte den Film bereits von VHS-Zeiten, weshalb mich die aktuelle Blu-Ray schon ziemlich begeistert. Sicherlich flackert das Bild hin und wieder ein bißchen und auch beim Ton gibt es kleinere Störungen – aber für eine Produktion von 1940 möchte ich wirklich nicht meckern. Das Ding ist wunderbar anschaubar und kleinere Streifen oder Lautstärkenschwankungen sorgen umso mehr für Atmosphäre und verleihen dem Werk eine Seele. Das Bildformat ist klassisch 4:3.

Die Einen werden „Wunschkonzert“ als seichten und unbedeutenden Liebesfilm abtun, die Anderen immerhin einen interessanten Einblick über das damalige Weltbild erhalten. Man sollte sich natürlich ein wenig für die Thematik interessieren und ein solches Werk dann auch als Zeitdokument verstehen können, um etwas kritischer ans Werk gehen zu können.

Trotz seiner klischeehaften und trotz seiner „gefährlichen“ Passagen ist dieser Titel jedoch einer der besseren seiner Art und unterhielt erstaunlich gut. Handwerklich gab es nichts zu beanstanden und auch die Darsteller haben ihre Sache – wie es seinerzeit schließlich gewünscht war – hervorragend gemacht. Die eingestreuten Liedchen waren vergleichsweise harmlos und passten zur vermeintlich leichtgängigen Romanze. Für den geeigneten Filmfreund also durchaus ein interessanter Titel – der natürlich ein Kind seiner Zeit ist und mit einem Funken an Verstand gesichtet werden sollte.

8/10

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