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Pregau ist ein kleines verschlafenes Städtchen im schönen Österreich. Hier geht es noch sehr ländlich zu und Jeder kennt noch Jeden. Eigentlich genau der richtige Ort, um vom stressigen Alltag in der Großstadt herunterzukommen und als Polizist etwas ruhiger seinen Dienst zu verrichten. Hannes Bucher hat jedoch nicht mit den Feindseligkeiten innerhalb der Gemeinde gerechnet und wie sehr einige Dinge eskalieren können…

Fazit

Per Zufall bin ich über diese vierteilige Mini-Serie gestolpert und wollte ihr so Nebenbei einfach mal eine kleine Chance geben. Was mich in den rund 6 Stunden allerdings erwartete, war unerwartet packend und stimmig präsentiert.

Optisch erinnerte die Serie an die üblichen Produktionen der Region. Bei den hübschen Bildern kam schnell ein Urlaubsfeeling auf und der krasse Kontrast zu den schlimmen Ereignissen war schon sehr gelungen und zuweilen herrlich bizarr. Atemberaubende Aufnahmen standen Intrigen und sogar blutigen Morden gegenüber – in der Gegend war mehr los, als es auf den ersten Blick schien.

Natürlich wirkt die Handlung mit ihren herben Zufällen oftmals arg konstruiert, doch dies tat der Unterhaltung wahrlich keinen Abbruch. Schnell entwickelte sich ein angenehmer Sog und man konnte sich kaum vom Bildschirm lösen. Die Rädchen griffen perfekt ineinander und trotz gewissem „Vorhersehbarkeits-Faktor“, wurde man immer wieder überrascht.

Das Gezeigte war spannend, witzig, zum Teil sogar ein wenig tiefgründig und triefend vor schwarzem Humor. Einigen Gesellschaftsschichten wurde ein passender Spiegel vorgehalten und auf einfache Weise wurde Politik auf dem Land erklärt. Für sämtliche Situationen gabs ansehnliche Beispiele und oftmals konnte man sich folgende Konsequenzen immer wieder im Kopf ausrechnen.

Die Darsteller waren allesamt grandios und wuchsen trotz ihrer Macken schnell ans Herz. Niemand hatte eine reine Weste und selbst vor dem Pfarrer machte das skurrile Kleinstadtportrait keinen Halt.

Es wurden jedoch keine dümmlichen Klischees bedient, sondern tatsächlich Figuren mit Kontur und ausgearbeiteten Hintergründen geschaffen. Jeder hatte Ecken und Kanten und irgendwie konnte man trotzdem eine gewisse Sympathie zu fast allen Beteiligten aufbauen. Es gab keine echten Helden, aber auch keine echten Bösewichte. Einfach ziemlich gut aus dem Leben gegriffene Personen mit eigenen Motivationen.

„Pregau“ ist ein Wechselbad der Gefühle – was in diesem Falle absolut nicht negativ gemeint ist. Er nimmt das gängige Bild von verschlafenen Örtchen und deren Seilschaften schön auf die Schippe und liefert so ganz nebenbei einen echt gelungenen Thrill mit hohem Unterhaltungswert. Wer sich auch nur ansatzweise für deutsch/österreichische Produktionen begeistern und sich auf einen etwas anderen Heimatfilm einlassen kann, erhält eine wirklich tolle Serie mit hohem Sucht- und Kultfaktor.

8/10

Fotocopyright: LEONINE