Inhalt

Die Zukunft. Die Europäische Union ist zerbrochen und die Völker des Kontinents leben wieder in gespaltenen Stämmen und bekriegen sich regelmäßig. Als ein fremder Flugkörper im Wald der „Originals“ abstürzt, sind plötzlich viele Parteien an dem Frack und dessen Ladung interessiert…

Fazit

Nach Hochkarätern wie „Dark“ oder „Barbaren“ war mein Vertrauen in deutsche Produktionen eigentlich fest erstarkt, doch was sich jetzt zuletzt bei „Tribes of Europa“ präsentierte, machte diesen Glauben fast vollends zu Nichte. Während man sich immerhin um eine nette Rahmenhandlung bemüht, zeigt sich bereits nach den ersten Minuten der ersten Episode, wohin die traurige Reise geht.

Hatte man vor Monaten „Barbaren“ noch eine Art von Laientheater vorgeworfen, dann frage ich, was „Tribes“ hier darstellen möchte. Es gab zwar ein paar durchaus bekannte (und geschätzte) Gesichter aus der hiesigen Medienlandschaft, doch deren Auftritt lud meist nur zum Fremdschämen oder bestenfalls zum verzweifelten Lachen ein. Lausige Deutsch-Englisch-Mischmasch-Dialoge und Kostüme aus der Designhölle waren nicht nur unfreiwillig komisch, sondern eine echte Beleidigung für die Sinne des Zuschauers. Selbst die merkwürdige Musikuntermalung war bestenfalls als anstrengend zu bezeichnen und zum Teil völlig unpassend zu den eigentlich ganz nett eingefangenen Bildern.

Die gesamte Serie wirkte billig. Nicht bescheiden-stilvoll, sondern wirklich maßlos billig. Es gab nur wenige extrem karge Settings und gefühlt nur eine Handvoll CGI-Effekte, die zumeist eher klein vom Ausmaß waren und trotz des glanzlosen Restes eher untergingen. Sicherlich bewegen wir uns hier in einer fast völlig zerstörten und deprimierenden Zukunft, doch hier wollte sich beim besten Willen keine stimmige Endzeit-Atomsphäre auftun. Spartanisch okay, aber dann bitteschön alles zumindest in den Köpfen etwas größer wirken lassen und die Fantasie gekonnter anregen.

Die Serie trägt den Namen „Europa“ im Titel und fühlte sich dennoch so klein an. Gefühlt hab es nur einen Wald und drei mickrige Häuschen. Nichts erschien monumental oder zumindest in irgendwelchen gedanklichen Spinnereien auch nur ansatzweise episch. Man erkannte keine Kulissen, man erhielt keinen Überblick über das gesamte Geschehen – und wurde als dank nicht nur mit bescheuerten Clan- sondern auch peinlich-ausgefallenen Städtenamen belohnt. Berlin wollte wohl seinen Namen nicht hergeben…

Versteht mich nicht falsch. Ich habe durchaus ein Faible für Trash und einheimische Werke haben in der Regel schon vor der Sichtung einen kleinen Stein im Brett. „Tribes of Europa“ konnte jedoch in keiner Disziplin glänzen und wirkte mit seinen unverständlichen Designentscheidungen fast schon ein wenig beleidigend. Stellenweise wollte ich mich echt für diese Serie schämen und am liebsten gar nicht an Reaktionen aus dem Ausland denken. Andere liefern hier bei „Netflix“ richtige Knaller ab und wir tischen einen unausgegorenen, schwachen Schrott mit Hang zur Selbstgeißelung auf. Unfassbar schwache Vorstellung. Besonders schade um das Talent von Oliver Masucci – der mein einziger Lichtblick blieb und nicht einmal recht überzeugen konnte.

3/10

Fotocopyright: Netflix