Inhalt

Der Spieler ist auf der Suche nach seiner vor 20 Jahren verschollenen Frau. Dazu begibt er sich in ein mächtiges Anwesen am Rande der Küste, wo er die letzten Tage vor ihrem Verschwinden mit ihr verbrachte. Eine Legende besagt, dass es dort Niemand mehr als 30 Tage durchgehalten hat…


Einleitung

Auf der Suche nach einem günstigen Horrorsnack als Einstimmung für das kommende Halloweenfest (auch wenn man in diesem Jahr nicht wirklich von einem Fest sprechen kann), bin ich irgendwie bei „Pineview Drive“ gelandet und habe nach einigen guten (und immens schlechten) Kritiken einfach mal zugeschlagen. Erwartet habe ich nicht viel – und das war vielleicht auch ganz gut so.


Gameplay

Ähnlich wie das zuletzt besprochene „The Town of Light“ (Link) ist „Pineview Drive“ einem „Walking Simulator“ sehr ähnlich. Der Spieler durchstöbert die große Villa aus der Ego-Perspektive und seine Möglichkeiten zur Interaktiven mit der Umgebung sind arg begrenzt. Ein Kampfsystem oder großartiges Hantieren mit Gegenständen (bis auf Türen, Kerzen, Schriftstücke) gibt es nicht. Die verwendbaren Objekte werden beim Draufschauen zwar farblich hervorgehoben, dennoch sind sie oft gut in der tristen Umgebung versteckt.

Das Spiel ist in 30 Tage von variabler Länge unterteilt. Im Grunde muss man immer irgendwo einen Schlüssel auftreiben, die passende Tür dazu finden und dann ein Schriftstück zum beenden des Kapitels lesen – und diesen Vorgänge etliche Male (an beinahe jedem Tag) wiederholen. Die teils langen Laufwege und das stumpfe Abklappern von mehr oder weniger hübsch designten Räumen ist zuweilen sehr monoton und wird durch kleinere Schreckeinlagen (herumlaufende Katze, plötzlich entflammende Kerzen, etc.) immer wieder aufgeklockert. Echte Hinweise gibt es leider nur selten (der Spieler spricht gelegentlich mit sich selbst) und eine Ableitung aus vorherigen Tagen war nicht immer möglich.

Das Erkunden findet überwiegend bei Nacht statt und beschränkt sich auf das Landhaus mitsamt Hof und kleinem Gelände hinter dem Gebäude. Die Flügel eröffnen sich anhand der gefundenen Schlüssel erst nach und nach – und bis dorthin hat man die bekannten Abschnitte schon recht gut auswendig gelenrt.Gebraucht habe ich in etwa 6-7 Stunden (ohne genau nachgemessen zu haben) und gestorben dabei kein einziges Mal. Der Spieler besitzt eine Art „Panikanzeige“, deren Kraft nach einigen Schreckmomenten nachgibt und sich nur langsam erholt. Sinkt diese Anzeige auf Null, so ist das Spiel zu Ende. Wie genau die Werte hierzu ermittelt werden, blieb mir jedoch schleierhaft. Man konnte nicht per se sagen, ob es mit der Musik oder bedrohlichen Visionen zu tun hatte – oder womöglich das Zittern des Gamepads auf irgendeine Weise gemessen wurde.


Präsentation

Audiovisuell hinterließ „Pineview Drive“ einen zwiespältigen Eindruck. Von einer Grafik aus Playstation 2-Zeiten (so einige Kritiker) zu sprechen ist schon verwegen und nicht unbedingt zutreffend – doch viele matschige Texturen, schwache Grafiksets und hässliche Flackerer sind einfach nicht mehr zeitgemäß.

Klobige Gegenstände und wiederholende Texturen, wechseln sich jedoch mit einem grundsätzlich gefälligen Artdesign und einigen überraschend hübschen Elementen ab. So gibt es trotz steriler und wenig detailreicher Optik ein paar echt nette Lichteffekte und stimmig eingerichtete Räumlichkeiten mit Wiedererkennungswert. Irgendwann gewöhnt man sich auch an die leichten Ruckeleinlagen (besonders bei Gewitter) oder die merkwürdige Darstellung von Regentropfen und akzeptiert die trashige Optik.

Bei der Soundgestaltung blieb man immerhin ähnlich konsequent und mischte nervige Musik mit zuweilen wirklich gruseligen Geräuschen ab. Mit guten Kopfhörern musste man sich hin und wieder schon in den virtuellen Umgebungen umdrehen und nach Gefahren Ausschau halten. Auf der anderen Seite jedoch setzte man bedrohliche Effekte zuweilen recht wahrlos ein und wollten den Spieler wohl einfach nur ein bißchen nerven – sprich überhaupt keine Auffälligkeiten in Sicht waren.


Positiv:
– stimmige Atmosphäre
– zuweilen ordentliche Grafik
– moderater Schwierigkeitsgrad
– gute Gedächtnisübung (Orientierung im Haus)
– witzige Soundrätsel (Nachverfolgung von Stimmen, Telefongeräuschen, etc.)

Neutral:
– hakelige Steuerung
– wenig Interationsmöglickeiten
– einfaches Inventarsystem
– kein Zwischenspeichern

Negativ:
– stark schwankende Grafik- und Soundqualität
– Ruckler
– insgesamt sehr monoton und simpel
– Schreckeffekte größtenteils eher unspektakulär
– unbeantwortete Fragen nach dem Abspann


Fazit

Wenn ich ehrlich bin, dann ist „Pineview Drive“ eigentlich kein Titel, den ich wirklich mit gutem Gewissen empfehlen würde. Die Entwickler präsentieren uns hier einen technisch durchwachsenen und vom Inhalt her sehr dürftigen Gruseltrip – der mir trotz seiner vorher bekannten Mankos absurderweise irgendwie Spaß gemacht hat. Trotz oder vielleicht seiner Macken wegen hat mich das Teil unerwartet in seinen Bann gezogen und die simple Vorgehensweise war irgendwann selbstregend akzeptiert und zur Routine übergegangen. Ich habe mich zwar nie so wirklich erschreckt und hatte gelegentlich mit kleineren Motivations-Durchhängern zu kämpfen, doch unterm Strich wollte ich das Spiel dennoch „abhaken“ und somit durchgezockt ins Regal zurückstellen.

Schaut am besten mal selbst in diverse YouTube-Videos rein und macht euch ein eigenes Bild. Ich weiß, dass die Technik und die merkwürdige Mechanik auf den ersten Blick nicht unbedingt sonderlich ansprechend wirken – aber vielleicht könnt ihr dennoch auf ähnliche Weise abtauchen und dem Werk eine Chance geben. Vermutlich stammt der Titel von keinem großen Team und kann sich nicht mit kostspieligen Blockbustern messen, doch unter der schroffen Fassade steckt ein eigensinniges und dennoch unterhaltsames Ereignis – welches man für kleines Geld gerne mal für Zwischendurch mitnimmt. Erwartet auch kein größeres Blutvergießen – das Spiel ist ab 12 und dementsprechend auf kleinere, harmlosere Jumpscars beschränkt.

Grafik: 5,5/10
Sound: 6/10
Gameplay: 4/10
Gesamt: 7/10

Fotocopyright: UIG