Inhalt

Als Kind dem Römern als Pfand für den Frieden übergeben und dann beim Feind zum großen Feldherren ausgebildet. Im Jahr 9 nach Christus kehrt Arminius unter Stadthalter Varus nach Germanien zurück und findet noch immer geteilte Stämme wieder. Mit steigender Grausamkeit der Besatzer, gerät er jedoch immer weiter in einen Gewissenskonflikt…

Fazit

Eine Legende besagt, dass einst ein großer deutscher Regisseur einen aufwändigen Film über die Varusschlacht inszenieren wollte und damals nirgendwo Anklang fand. Mit vielerlei Änderung sei dann ein komplett anderer Streifen entstanden. Vielleicht können wir jetzt darüber glücklich sein.

Was uns Netflix aktuell mit „Barbaren“ serviert, ist Unterhaltung auf aller höchstem Niveau und gefühlstechnisch absolut ergreifend. Auch wenn sich nicht alle Details exakt an die Überlieferungen halten, wich man im Großen und Ganzen nicht gravierend davon ab und verwässerte den großartigen Kern keineswegs.

Die Darsteller mögen ausgefallene Kostüme und lustige Frisuren aufweisen, dennoch ist die Ausstattung schon wieder so drüber, dass sie einfach sehenswert gemacht ist und keineswegs an ein Laientheater erinnert (so der Ausdruck eines großen Nachrichtenportals). Die teils äußerst bekannten Gesichtern aus der hiesigen Film- und Fernsehlandschaft machen ihre Sache wirklich gut und schienen Spaß an diesem ausgefallenen Projekt zu haben.

Die sechs Episoden sind jederzeit kurzweilig und spannend gestaltet. Dank netter Cliffhangern wollte man stets wissen, wie es weitergeht und so war das Geschehen innerhalb kürzester Zeit durchgesuchtet. Sicherlich mag es ein klein wenig „Soap-artig“ zugehen, doch der guten Unterhaltung war dies – und die Einführung bisher geschichtlich unbekannter Personen – nur zuträglich.

Streiten mag man sich sicherlich über Dialoge, die im klaren Hochdeutsch daher kamen und Worte beinhalteten, von denen man nicht unbedingt ausgehen kann, dass diese damals schon existent waren. Mir war dies eigentlich recht egal und vielmehr habe ich mich über den deutschen Originalton gefreut, der den Dialogen und der gesamten Atmosphäre zusätzliche Tiefe bescherte. Ein Film im Original hört sich einfach anders an, von den Konversationen, bis zu den vielen Hintergrundgeräuschen. Einfach nicht so steril wie im Studio und viel authentischer.

Technisch ist die Produktion ebenfalls sehr hervorragend gelungen. Man gab sich zunächst recht bescheiden, was Kulissen und CGI betraf, um dann erst in der letzten Episode während der entscheidenden Schlacht das gesamte Budget zu verpulvern. Irgendwie war das Gezeigte dann auch nicht vollends mit Werken aus Hollywood zu vergleichen, da es vergleichsweise unblutig und übersichtlich zur Sache ging. Wie es die Strategie von Arminius erforderte, waren die Kämpfe in kleinere Häppchen unterteilt und erst in den letzten Einstellungen ließ man ein wenig die (Computer-)Mucken spielen, um die verbleidende Größe der Armee aufzuzeigen. Die Bilder sprachen dabei eine ganz eigene Sprache. Kräftige Farben, tolle Kontraste, deftige Filter und viel Dialog aus dem Off kreierten einen ganz eigenen großartigen Charme.

„Barbaren“ mag seine Macken und offensichtliche Mängel haben, doch eine ergreifende Inszenierung mit viel Herz und Gefühl haben mich locker darüber hinweg sehen lassen. Ich war schon immer von der Gesichte rund um die Schlacht im Teutoburger Wald fasziniert und habe endlich eine angemessene, gar überragende Umsetzung dazu erhalten. Von der kernigen Rolle der Tusnelda, bis zum rettenden Regen der Götter wurde alles rund um die Sage integriert und für die Dramatik an den richtigen Stellschrauben justiert. Neben „Dark“ mein absolutes Highlight, was deutsche Serien bei Netflix betrifft – und hoffentlich so mit Erfolg behaftet, dass eine zweite Staffel produziert werden kann. Die Geschichte um den Cherusker ist nämlich noch nicht auserzählt und hält beispielsweise mit dem Konflikt um Germanikus noch ein paar aufregende Kapitel bereit.

10/10

Fotocopyright: Netflix