Inhalt

Aaron Boone arbeitet als Kfz-Mechaniker und hat eine hübsche Freundin. Das Leben könnte nicht besser laufen, wären da nicht die merkwürdigen Alpträume, die ihn regelmäßig in der Nacht plagen.

Er träumt von einer merkwürdigen Stadt namens Midian und deren ungewöhnlichen Besucher. Es scheint, als rufen sie ihn in ihre Reihen, doch Boone kann sich selbst mit seinem Psychiater Dr. Decker keinen Reim auf die Visionen machen.

Decker ist jedoch nicht der Helfer für den er sich ausgibt und versucht seinen Patienten so zu manipulieren, um mehr über Midian herauszufinden…

Einleitung

Tagsüber „Phantasmagoria“ auf dem PC gespielt und Abends schön mit „Cabal“ vor dem Fernseher gegruselt. Als Kind weniger die Faszination bezüglich der Gewalt, sondern vielmehr das Abtauchen in andere Welten – bei denen nicht nur alles schwarz/weiß dargestellt wurde und der Tiefgang eine nicht unerhebliche Rolle spielte. Dumm dabei nur, das „Cabal“ seinerzeit recht spät auf RTL lief und meine Eltern mir den Rest aufzeichneten – was zur Folge hatte, dass ich (Mangelns erneuter TV-Ausstrahlung) immer nur die Hälfte dieses grandiosen Titels auf Videokassette mein eigen nennen durfte. Abhilfe brachte erst viele Jahre später der Import der amerikanischen DVD – die allerdings nur die Standardfassung beinhaltete. Schon immer gab es irgendwie Gerüchte um längere Versionen und nochmals sollten dafür Jahre vergehen…

Die Fassungen

Damals musste man sich noch in diversen Foren um Informationen bemühen, doch mittlerweile findet man einen kompakten Überblick bei Wikipedia. Neben der normalen Fassung, die vor Indizierung auch im TV lief, gibt es einen „Directors Cut“, sowie den mir aktuell vorliegenden „Cabal-Cut“ – der hauptsächlich auf diversen Festivals zu erblicken war.

Lautzeitangaben (Quelle: Wikipedia)
Kinofassung: 102 Minuten
Director’s Cut: 120 Minuten
Cabal Cut: 145 Minuten

Der Film an sich ist mittlerweile nicht mehr indiziert (deshalb kein Stress für diese Besprechung hier), aber immer noch schwierig zu erwerben. Es gibt einige Bootlegs (=unlizenzierte Auflagen) und mehr oder weniger offizielle Veröffentlichungen mit jeweils unterschiedlichen Schnittfassungen. Ich besitze (wie Eingangs erwähnt) die amerikanische RC1-DVD, sowie die beiden Langfassungen als selbst erstellte Blu-Rays mit deutscher Sprachfassung.

Die Qualität der Blu-Rays hat ordentlich mit Luft nach oben. Während das Bild in den normalen Bereichen recht sauber und klar daher kommt, weißen die eingefügten Elemente das Niveau von früheren Home-Videos in VHS-Qualität auf. Der deutsche Ton kommt in Stereo und wird von meinem AV-Receiver entsprechend auf alle Lautsprecher verteilt. Das klingt wenig räumlich, aber immerhin gut verständlich. Die englischen Sprachfetzen (in den erweiterten Szenen) kommen hingegen etwas verrauscht daher. Meist sind diese aber auch halbwegs gut verständlich und von der Übersetzung her recht einfach.

Die Unterschiede

Während die normale Fassung relativ strait und im Grunde auch flüssig daher kommt, verleiht der Directors Cut (DC) dem Treiben schon wesentlich mehr Tiefe. Die Dialoge sind stellenweise ein wenig länger und vor allem von der Welt der Monster gibt es mehr zu erblicken. Der ominöse „Cabal Cut“ (CC) hingegen erweitert die vorherige Langfassung und bietet vor allem längere Einstellungen in teils leider ziemlich schlechter Qualität. Für Fans natürlich durchaus interessant, aber in meinen Augen einzig elementar die tiefere Zeichnung von Dr. Decker. Mit wenigem zusätzlichen Material bekommt seine Figur auf einmal mehr Hintergrund und Boshaftigkeit. Erstmals hören wir die Stimmen in seinem Kopf und plötzlichen wirken bekannte Szenen viel runder. Erstaunlich dabei, dass manche Szenen trotz schwacher Bildqualität trotzdem mit deutschem Ton vorlagen und nicht komplett auf Englisch daher kamen. Hier haben die Fans alles gegeben und verdienen sowieso Respekt für größtenteils framegenaue Schnitte, die nicht aus der Immersion werfen.

Fazit – Cabal Cut (CC)

Ich habe schon lange ein Faible für Werk von Horrormeister Barker und wollte auch deshalb diese ausführlichere Einleitung vornehmen. Im Bekanntenkreis hat der Titel noch immer zu wenig Beachtung – was eine geplante Serienadaption aber ändern könnte.

Das Fazit auf meiner alten Seite ist schon knapp 10 Jahre alt, aber im Großen und Ganzen hat sich nicht viel daran geändert. „Cabal“ ist noch immer ein sehr vielschichtiger Film, den ich nicht pauschal im Horror-Genre verorten möchte. Er nimmt sich dank DC und CC viel mehr Zeit für seine Figuren und verleiht allen Beteiligten mehr Kontur. Die Sympathie zu den Wesen der Nacht wird sogar noch stärker, die Abneigung den Gegner gegenüber noch viel größer.

Die Gesichte entfaltet sich nach wie vor wunderbar und bleibt spannend bis zum bitteren Ende. Auch wenn die Laufzeit von knapp über zwei Stunden kein Pappenstiehl sind, wird es nie langweilig oder uninteressant. Barker schuf eine einzigartige Atmosphäre, der sich der Zuschauer einfach nicht entziehen kann und sogar noch viel länger zum Abtauchen einladen würde.

Sicherlich ist die große Schlacht im letzten Drittel arg lang ausgefallen, doch es passieren so viele entscheidende Aktionen darin, dass sie vollkommen relevant für den Gesamteindruck sind. Gerade im CC gewinnt das Ganze durch minimal veränderte Schnitte ungemein. Allein die Zeichnung des Priesters ergibt nun mehr Sinn als zuvor und macht seine Persönlichkeit und Verhaltensweisen greifbarer.

Neben seiner differenzierten Darstellung von Gut und Böse bzw. der eigentlichen Perspektivenverschiebung im Laufe fortschreitender Spielzeit, hat man sich die Bedienung kleinerer Klischees nicht verkneifen können. Allein die Aufmachung und das Aufbegehren der örtlichen Ordnungshüter erinnert unweigerlich an vergangene Tage – als auch dem Bild, welches man von einigen Amerikanern auch in heutiger Zeit im Kopf hat. Diese Darstellung muss einfach Absicht gehabt haben und passt somit zum den mehreren Dimensionen des Kunstwerks.

Während die Technik mittlerweile immer veralteter (aber noch immer anschaubar) daher kommt, hat das allgemeine Design nichts eingebüßt. Midian ist herrlich düster, die Wesen allesamt äußerst kreativ gestaltet und die allgemeine Atmosphäre unbehaglich grandios. Egal in welcher Schnittfassung – bereits ab der ersten Minute legt sich ein mysteriöser Schleier über das Setting und sorgt stets für wohlige Schauer. Nicht ganz unschuldig dürfte hierbei der geniale Auftritt von David Cronenberg als zwielichtiger Dr. Decker gewesen sein – der meiner Meinung nach noch immer einer der krassesten und charismatischsten Bösewichte der Historie darstellt.

Egal welche Variante zu Grunde liegt – „Nightbreed“ ist ein Geheimtipp erster Güte. Sicherlich sollte man sofern möglich zu einer Langfassung greifen, doch selbst die normale Version ermöglicht einen guten Eindruck in das Potential der Handlung. Solltet Ihr diesen Film bereits kennen, stimmt ihr hoffentlich zu. Solltet Ihr diesen Film hingegen noch gar nicht kennen – versucht euch eine Kopie davon zu besorgen und macht euch selbst ein Bild von Barkers buntem Monstergetümmel. Der Titel gehört seit jeher zu meinen Favoriten und der schöne Cabal Cut hat trotz qualitativ dürftigen Abschnitten zur Festigung dieses Status beigetragen. Habe ich damals die kurze Laufzeit als eindeutigsten Negativpunkt ins Feld geführt, ist dieser Patzer nunmehr behoben und die Wertung steigt einen halben Punkt nach oben. Als nächstes werde ich mich dem gleichnamigen Buch annehmen und hoffe ein paar weitere Aspekte dieser faszinierenden Welt erkunden zu dürfen.

9,5/10

Fotocopyright: Warner (amerikanische RC1-DVD)

Alter Bericht: http://archiv.hard-boiled-movies.de/r_cabal.php