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Auf den ersten Blick wirkt Jack wie ein intelligenter Mann im besten Alter. In seinem Inneren jedoch verspürt er immer wieder die Lust zu Morden und braucht immer wieder einen neuen Kick…

Fazit

Wer mich auf Instagram verfolgt, hat eventuell bemerkt, dass mir vor Kurzem die Blu-Ray-Box mit einigen Filmen von Lars von Trier ins Haus geflattert ist. Über die privaten Eskapaden des Regisseurs vermag ich nach wie vor keine Stellung zu nehmen, aber seine filmischen Qualitäten sind unbestritten. Nachdem ich bereits „Nymphomaniac“ (http://archiv.hard-boiled-movies.de/r_nymphomaniac.php) mit einer Höchstwertung beglückt habe, freute ich mich umso mehr auf diesen Titel – der ja im Vorfeld schon viele Vorschusslorbeeren erhielt.

Erneut bricht der umstrittene Filmemacher mit Tabus – nicht etwas, was nackte Haut oder eine außergewöhnliche Geschichte betrifft – vielmehr, wie er die eigentlich wenig originelle Handlung mit erschütternden Szenen aufbereitet. Kleinere Gewaltspitzen (wie beispielsweise eine krasse Jagdszene) schockieren und fesseln dabei an den Schirm. Wie bei einem Unfall kann man einfach nicht wegschauen und möchte unbedingt den weiteren Verlauf erfahren.

Schockierend aber auch, dass von Trier dem Bösewicht hier Kontur verleiht. Der Film wird aus seiner Sicht geschildert und hierdurch gibt man dem Mörder eben eine Bühne für seine Ausreden und Ängste. Hier haben hier kein dumpfes Ungeheuer, sondern einen relativ intelligenten und zuweilen sehr besonnen Menschen vor uns. Richtig Kraft wird ihm dank eines genialen Matt Dillon verliehen, der eigentlich nie zuvor besser aufspielte. Ich seh den Kerl eigentlich immer ganz gerne, doch nach „The House That Jack Built“ vielleicht mit anderen Augen.

Einen Teil um irgendwie beunruhigenden Gesamteindruck, trägt auch die technische Seite bei. Die Bilder sind weich gezeichnet und die Kamera wackelt oft analog einer Dokumentation umher. Je nach Gefühlslage der Figuren schien die Kamera mal mehr, mal weniger zu tanzen. Sie macht den Zuschauer zu einem richtigen Voyeur, was gelegentlich für Gänsehaut sorgte. Dies hob den Streifen optisch von vielen Konkurrenten ab und machte alles sichtlich beklemmender und greifbarer.

Im völligen Kontrast zum bisherigen Verlauf, kommt der Schlusspart daher. Natürlich werde ich keinerlei Details hieraus verraten, jedoch sei gesagt, dass man Platz für Spekulationen gab. Schuld und Sühne wird auf ganz eigene Weise dargestellt und mit nahezu biblischen Anleihen in Szene gesetzt. Dies stößt vor den Kopf und stellt Fragen ohne befriedigende Antworten. Mitdenken und eigene Interpretation sind gefragt – und stilisieren den Film wirklich zu einem Kunstgegenstand.

Ob man ein solches Werk uneingeschränkt empfehlen kann, ist schwierig zu sagen. „The House That Jack Built“ ist starker Tobak, auch wenn der „Splatter-Gehalt“ gar nicht mal so hoch ausfiel. Es sind die verstörenden Bilder und das merkwürdige Verhalten seiner charismatischen Hauptfigur, was in einen seltsamen Bann zieht und 2,5 Stunden an den Sitz fesselt. Wer sich auf so etwas Spezielles einlassen kann, ist bei diesem Erguss von Trier mal wieder Bestens bedient. Matt Dillon war hier richtig super!

8/10

Fotocopyright: Concorde Video

The House That Jack Built [Blu-ray]

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