Inhalt

Amerika in den 60iger Jahren. Das Land ist nur in einen Vietnam-Krieg verwickelt, sondern auch voll im Weltraum-Fieber versunken. Der 19jährige Stan lebt mit seiner Familie in Houston und sein Vater arbeitet auch für die NASA. Als eines Tages zwei merkwürdige Agenten an seiner Schule auftauchen, sollte sich sein Leben alsbald gravierend verändern…

Fazit

Nicht nur aufgrund seiner bizarren Optik ist „Apollo 10 1/2“ ein ungewöhnlicher Film, sondern weil er vor allem mit einer ganz eigenen Erzählweise überraschen konnte – und mit seiner Vorschau gekonnt vom eigentlichen Thema abgelenkt hat.

Es geht hier nicht um einen Jungen, der ins All geschickt wird, vielmehr ums simple Erwachsenwerden in seltsamen Zeiten und seine Art, all die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Das Werk weißt klar biografische Züge aus und spiegelt sicherlich die Kindheit seines Autos wieder.

Der Zuschauer wurde zugebombt mit Produkten, Musik, aber auch Gebräuchen aus der damaligen Zeit, so dass man – gepaart mit der Comic-Optik – fast schon einer Reizüberflutung unterliegt. Zum Glück ist das Tempo dann stellenweise so gemächlich, dass man immer wieder Durchschnaufen und sich sortieren konnte. Es wurde fast schon zu viel reingestopft, aber im Nachgang auch irgendwo gerechtfertigt.

Klar konnte ich mich nicht zu hundertprozentig in die Figuren hineindenken, viele Passagen dennoch einwandfrei nachvollziehen. Es wurde schon recht eindrucksvoll geschildert, welche Themen die damalige Epoche geprägt haben und vor allem wie unterschiedlich die Generationen damit umgegangen sind. Tatsächlich verkam der Krieg in Vietnam zu einem leidigen Nebenthema, während die Kritik an den kostspieligen Weltraum-Experimenten zurecht kritisiert wurde.

Der Film wurde mit realen Darstellern gedreht und nachträglich zur bunten Comic-Grafik konvertiert. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen, obwohl mich solche Spielerein eigentlich eher abschrecken. Hier hat es gut zur Handlung gepasst und die Retro-Erzählweise prima verstärkt. Dazu kamen noch ein paar handgemalte Einspieler, die ebenfalls hervorragend mit dem Rest harmonierten und gar nicht aus dem Rahmen fielen.

„Apollo 10 1/2“ ist ein knallbunter Tripp in die Vergangenheit und damit nicht nur wegen seiner Technik ein spezieller Fall. Ich könnte mir vorstellen, dass das hiesige junge Publikum eher wenig mit dem Geschehen anfangen kann, aber zumindest interessierte aus meiner Generation dann durchaus ihre Freude haben werden. Prüft vielleicht vor dem Sichten, ob ihr irgendwie mit den Ereignissen der späten 60iger kompatibel seit und euch eine Schilderung der damaligen Kindheit Spaß machen könnte – dann erwartet euch ein tolles Filmerlebnis, dass abgesehen von ein paar kleineren Durchhängern alles richtig macht.

7,5/10

Fotocopyright: Netflix