Inhalt

Nach einem schweren Unfall wird unser Ego von einer unbekannten Macht durchdrungen und dient fortan als Wirt für den fremden Geist. Glücklicherweise ist dieser unserem Protagonisten gut gesinnt und hilft ihm bei der Rettung seiner Schwester – die sich irgendwo im mittlerweile geheimnisvoll-verlassenen Tokyo befindet…

Gameplay

Entgegen aller Erwartungen ist „Ghostwire Tokyo “ kein Grusel- oder Survivalspiel, sondern ein recht klassisches Open-World-Abenteuer geworden. Das namensgebende Tokyo dient hierbei als riesige Kulisse und möchte von uns erforscht werden.

Anhand einer Karte und selbst definierbare Wegpunkten, decken wir nach und nach neue Bereiche frei und treiben die Suche nach der Schwester voran. Die Stadt ist zunächst von einem tödlichen Nebel eingehüllt, doch mit dem Säubern von verwunschenen Toren machen wir die Viertel wieder passierbar.

Gespielt wird aus der Ego-Perspektive und die Steuerung gestaltet sich per Controller oder Maus/Tastatur-Kombination recht einfach. Anstelle von Waffen lernt unser Protagonist diverse Zaubersprüche und feuert so Wasserfontänen oder Feuerbälle auf seine Gegner. Die Aktionen werden uns recht schnell näher gebracht und können durch einen Talentbaum weiter optimiert werden (mehr Schaden, höhere Reichweite, etc.).

Eine der größten Aufgaben bestand allerdings nicht nur darin, die besagten Tore inmitten der Häuserschluchten zu finden, vielmehr diese auch irgendwie zu erreichen. Die Pforten befanden sich nämlich nicht nur auf dem Boden, sondern teilweise auf hohen Gebäuden – die irgendwie erklommen werden mussten.

Spielzeit

Mein letzter Speicherstand vor dem Endboss zeigte knapp 7 Stunden an – was für ein Spiel dieser Gattung doch recht überschaubar ausfiel. Ich muss jedoch sagen, dass ich mich lediglich auf die Hauptstory konzentriert und keinerlei Nebenmissionen begonnen und meinen Talentbaum auch nicht maximal ausgebaut habe. Dazu wurde auf leichtem Schwierigkeitsgrad gezockt – bei dem die Endgegner keinerlei Probleme darstellten, sogar teilweise ohne jeglichen Schaden zu erleiden niedergerungen werden konnten.

Präsentation

Die Grafik hinterließ gemischte Gefühle. Zugunsten schicker Raytracing-Effekte musste ich das Geschehen von 4k auf Full-HD herunterschrauben und war mir trotzdem unschlüssig. Fotorealistische Gebäude und Plakate standen einfach gestrickten und überwiegend sehr leeren Straßen entgegen, nach optischen Leckerbissen folgten immer mal wieder triste und gleichförmige Abschnitte. Insgesamt noch gut, aber keine neue Referenz – und mangels Lebhaftigkeit eben nicht mit beispielsweise „Cyberpunk 2077“ vergleichbar.

Die deutsche Vertonung war hingegen sehr gelungen und die meist eher dezent eingesetzte Musik sehr atmosphärisch. Manche Dialoge wiederholten sich gelegentlich, doch als besonders schlimm empfand ich diesen Umstand nicht.

Positiv

  • tolles Setting
  • interessante Handlung
  • schönes Charakterdesign
  • teils sehr stimmige Präsentation
  • gute deutsche Sprachausgabe
  • realtiv frei von Bugs
  • gute Wegfindung / ausgezeichnete Karte

Neutral

  • Überschaubare Dauer der Hauptkampagne
  • wenig Grusel
  • zu kurze „Walking-Passagen“
  • hin und wieder kurze Performance-Einbrüche

Negativ

  • wenig verschiedene Gegnertypen
  • Kulisse fühlte sich sehr leer an
  • vermeintlich viele Fleißaufgaben

Fazit

Die ersten Ankündigungen hatten mich seinerzeit in die Irre geführt. Erwartet hatte ich zunächst ein bizarres Grusel-Abenteuer, bekommen habe ich dann letztlich ein erschreckend bodenständiges Open-World-Spiel mit Anleihen aus der japanischen Mythologie. Schlecht ist der Titel dann zwar nicht gewesen, doch das volle Potential konnte nicht ausgeschöpft werden.

Mit meinen knapp 7 Stunden bin ich sicherlich sehr durch das Geschehen „durchgerannt“, hatte aber ehrlich gesagt auch keine Lust auf viele Fleißaufgaben. Nach kurzer Zeit war die Map so heftig mit potentiellen Baustellen zugepflastert, so dass ich mir nur noch Schnellreise-Spots und Marker für die Hauptaufgaben eingeblendet und den Rest bewusst ignoriert habe.

Stellenweise hat das Ballern richtig Spaß gemacht, manchmal gab es trotz kompakten Laufzeit schon leichte Durchhänger. Es war im Grunde immer das Selbe zu tun und interessante Ausreißer (z.B. atmosphärische „Walking-Einlagen“) waren viel zu selten und viel zu kurz. Das Abklappern der Tore war repetitiv und hätte für meinen Geschmack ruhig einen Ticken weniger auftreten dürfen.

Die launige Story hat mich dann doch bis zum bitteren Ende bei Laune gehalten und versöhnlich vor dem Abspann verweilen lassen, aber eine uneingeschränkte Empfehlung kann ich leider nicht aussprechen. Gerne hätte ich auf eine offene Spielwiese verzichtet und dafür den Fokus auf mehr gescripteten Grusel gelegt, mehr im Reich der mysteriösen Fabelwesen abgetaucht. So wurden durchaus tolle Ansätze mit vielen Wiederholungen immer wieder getrübt.

Ein gutes Spiel, aber nicht der erhoffte Hit.

Grafik: 8/10
Sound: 8/10
Gameplay: 7/10
Gesamt: 7,5/10

Fotocopyright: Bethesda Softworks