Inhalt

Der Master Chief treibt durch das All und wird von einem Verbündeten geborgen. Kaum wieder auf den Beinen führt der Weg auf einen Planeten, auf dem die Feinde seltsame Dinge treiben…

Gameplay

Die größte Änderung von Halo Infinite betrifft das Gameplay. Der sonst eher gradlinige Ego-Shooter kommt mit einer großen Open-World um die Ecke – und beschert uns alle Stärken und Schwächen des Konzeptes. Aus der Ich-Perspektive erkunden wir aber weiterhin fremde Raumschiffe, Gebäude, unterirdische Ausgrabungsstätten und erledigen vor allem Fleiß-Aufgaben mit teils elend langen Laufwegen.

Nach bewährter „Ubisoft-Formel“ können wir Außenposten erobern und hierdurch immer weitere Gebiete mit unseren Kameraden besetzen lassen. Diese sind uns fortan – mehr oder weniger – behilflich oder wir fordern hier schlichtweg Munition oder Fahrzeuge an. Grundsätzlich funktioniert das Ganze, doch ein Beigeschmack bleibt. An vielen Ecken fühlt sich das Geschehen unnötig gestreckt und beliebig an.

Wie bei (insbesondere den älteren Teile von) „Call of Duty“ ist ein wilder Durchmarsch zum nächsten Checkpoint oft der simpelste Weg einen mit Gegnern überfluteten Abschnitt zu bewältigen. Dank des Greifhakens kann man sich wunderbar über sie hinweg manövrieren und sie bei der nächsten Tür hinter sich lassen. Die Feinde sind meist so doof, dass sie nicht mitziehen – oder schlimmstenfalls in Türen oder Aufzügen stecken bleiben – und lediglich mit dummen Kommentaren nerven.

Warum man dies überhaupt machen sollte? Die Gegnertypen sind immer die selben und selbst die eigentlich gut gemachten Shooter-Anteile ermüden hierdurch hin und wieder. Auch wenn die Mechanik hier super funktioniert, das Waffenhandling gelungen ist, so sehr fühlen sich einige Passagen einfach künstlich gestreckt an und von der Story verpassen wir ja sowieso nichts.

Spielzeit

Bei meinem ersten Durchgang habe ich mich überwiegend auf die Haupt-Story konzentriert und die dafür veranschlagten 15 Stunden (eher sogar etwas weniger) aufgewendet. Ein paar Nebenaufgaben (z.B. das Erobern von Stützpunkten oder das Bekämpfen von Elitegegnern) hat man teils unfreiwillig „auf dem Weg“ mitgenommen, nicht aber explizit danach gesucht. Hier macht sich das neue Open-World Prinzip insoweit bezahlt, dass man etliche Stunden abseits der eigentlichen Geschichte verbringen kann. Ob man das mag, ist natürlich Geschmackssache.

Präsentation

Aufgrund starker Kritik wurde der Titel um ein Jahr nach hinten verschoben und entsprechend nachgebessert. Die Grafik sorgt zwar auch in ihrer aktuellen Form für keine offenen Münder, wirkt aber insgesamt sehr stimmig und zeitgemäß (gespielt auf einem PC in 4k bei hohen Details).

Die Charaktermodelle kommen besonders in den Zwischensequenzen schön zur Geltung und die Lichteffekte sorgen fortwährend für eine stimmige Atmosphäre. Leider wirken viele Elemente (Gänge, Landschaften, etc.) zu gleichförmig und nach dem „Copy and Paste“-Prinzip in der Gegend verteilt. Auch wirken die fremden Welten – bis auf ein paar kleinere (und immer gleichen) – Tierchen arg leblos. Das können andere Spiele definitiv besser.

Auf den altbekannten Soundtrack war erneut Verlass und bereits im Menü sorgen die orchestralen Klänge für leichte Gänsehaut. Die deutsche Vertonung war ebenfalls in Ordnung und besonders die markige Stimmung von Master Chief konnte überzeugen. Etwas nervig empfand ich (wieder mal) die Kommentare unserer Gegner, die mit dämlichen und sich immer wiederholenden Sprüchen um sich warfen. Mag eine Serientradition sein, war für mich allerdings nie wirklich witzig.

Positiv

  • schöne Präsentation (trotz mangelnder Abwechslung)
  • launiges Gunplay
  • spannende Abschnitte
  • eingängiger Soundtrack
  • Greifhaken
  • vergleichsweise lange Spieldauer

Neutral

  • wenig unterschiedliche Gegngertypen
  • nervige Sprüche der Feinde
  • häufiger Waffenwechsel erforderlich
  • Fahrzeugsteuerung gewöhnungsbedürftig
  • Story nicht unbedingt tiefgründig oder enorm packend

Negativ

  • lange Laufwege
  • viele Fleißaufgaben
  • oft gleichförmiges Design
  • KI Mitstreiter nicht wirklich hilfreich
  • viele Abschnitte können mit „Durchrennen“ absolviert werden

Fazit

Lange haben wir auf einen neuen Ableger gewartet und nun stehe mich mit gemischten Gefühlen vor dem Endergebnis. Ich hatte zwar durchaus meinen Spaß an den geschmeidigen Ballereien und am Erkunden von Ausgrabungsstätten und Türmen, doch das Open-World Konzept brachte die im Vorfeld befürchteten Macken mit sich.

Bei einem „Assassins Creed“ habe ich mit Fleißaufgaben kein Problem, doch bei einem primär als flotten Shooter ausgelegten Spiel möchte ich damit weniger belastet werden. Dazu kamen noch längere Laufwege, die sich immerhin gelegentlich mit Fahrzeugen und häufiger durch den Einsatz des Greifhakens überbrücken ließen. Das Geschehen wirkte zumeist sehr generisch und wie aus dem Baukasten. Das fiel beim Recycling von stets gleichen Elementen (Texturen, ähnliche „Dungeons“) enorm auf und wirke hierdurch ein bisschen lieblos herunterprogrammiert. Hatte gedacht, dass Microsoft hier ein großes Team abstellt und der Titel in seinem Genre neue Akzente setzen wollte.

Wer mit ein paar Leerläufen kein Problem hat, erhält unterm Strich allerdings einen vergleichsweise umfangreichen Shooter mit guter Kampf-Mechanik und ein paar wirklich launigen Passagen. Wie bereits erwähnt habe ich mich zwar gerne ins neue Abenteuer von Master Chief gestürzt, war dann am Ende aber erst einmal bedient und benötige vorerst keine weiteren Ausflüge auf den Ringplaneten. „Halo Infinite“ ist ein guter, aber keineswegs überragender Titel, der jedoch im Zuge des Gamepasses trotzdem eine Empfehlung wert ist. Ich werde mir als Sammler natürlich noch die physische Version für die XBOX zulegen – aber erst wenn die Gebrauchtpreise entsprechend gefallen sind. Vielleicht gibt es bis dato auch irgendwelche neuen Inhalte oder Updates.

Grafik: 8/10
Sound: 8/10
Gameplay: 6,5/10
Gesamt: 7,5/10

Fotocopyright: Microsoft / 343 Industries