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Durch ein Internetvideo werden Gauner auf den begabten Dieter aufmerksam und laden ihn zu einem skurrilen Safeknacker-Wettbewerb ein. Nachdem er sich dort als Sieger behaupten konnte, wird ihm ein lukratives und wohl auch nicht gänzlich ungefährliches Angebot unterbreitet…

Fazit

Dank einer witzigen Online-Premierenveranstaltung bin ich schon ein paar Tage vor seiner regulären Ausstrahlung auf Netflix in den Genuss von „Army of Thieves“ gekommen und war am Ende mehr als positiv von liebevoll von den Machern eingeleiteten Ergebnis überrascht.

Es war klar, dass sich Handlung und allgemeine Gangart von „Army of Zombies“ unterscheiden wird – und das war letztlich auch die richtige Herangehensweise. „Army of Thieves“ ist eine vollkommen eigenständige Vorgeschichte mit eigenen Regeln und eigenen Gesetzten – die trotzdem behutsam und geschickt platziert die ersten Vorboten für den Nachfolger auf das Publikum los lässt. Dies war dabei so witzig und wohl dosiert wie selten bei einem Streifen zuvor; Entweder verliert ein Vorgänger noch keine echten Informationen auf seinen Fortgang – oder man versucht den Zuschauer stets mit dem Holzhammer daraufhin zu weißen und mit aller Macht irgendwelche Emotionen zu berühren.

Der bunt gemischt Cast mag auf den ersten Blick zwar ein wenig klischeehaft und nerdig wirken, doch die hervorragend agierenden Darsteller haben prima miteinander harmoniert und ihre Sache richtig gut gemacht. Allen voran sei natürlich Schweighöfer zu erwähnen, dem die hohen Erwartungen an den Soloauftritt von Dieter vollkommen erfüllen konnte. Bei der Premiere lief übrigens die englische Originalfassung, in der Matthias allerdings immer mal wieder ein paar Sätze auf deutsch verlor – was richtig charmant wirkte und immer wieder für spontane Lacher sorgte. Überhaupt war der Humor diesmal nicht allzu platt und der Klamauk-Faktor nicht zu hoch. Es fühlte sich nicht so nach typischer deutscher 08/15-Komödie an, sondern vielmehr nach einem gut ausgearbeiteten Drehbuch mit überdachten Gags.

Mit knapp zwei Stunden war die Laufzeit nicht von Pappe, aber weitestgehend kurzweilig ausgefüllt. Es gab hier und da mal kleinere Durchhänger, aber dann wurde man rasant wieder ins Geschehen geworfen und genoss den ansonsten sehr spaßigen Verlauf. Es war gut, dass man sich oftmals nicht zu ernst nahm und nicht alle Aktionen haargenau auseinander nahm. Erklärungen, Rückblenden, geschichtliche Ausführungen und sonstige Elemente hielten sich gut die Waage und gingen – gerade wie es nötig war – in die Tiefe, ohne den launigen Schwerpunkt zu verschieben. Man verlor zudem auch nie den roten Faden aus den Augen und wusste jederzeit, an welchem Punkt sich das Geschehen grade befindet. Dies Gefühl habe ich leider nicht bei jedem Film.

Loben möchte ich außerdem die vielen kleinen Details, welche die Liebe zu diesem Projekt deutlich unterstrichen. Neben bereits erwähnten offensichtlichen Anspielungen an den Nachfolger gab es am Rande so viel zu entdecken. Angefangen bei Dateinamen von Bauplänen, bis hin zu doppeldeutigen Bemerkungen innerhalb der Dialoge – hier wird Aufmerksamkeit belohnt und das Herz des Filmfans bedient. Zudem war die gesamte audiovisuelle Umsetzung sowieso phänomenal gut und muss sich keineswegs hinter großen Blockbustern verstecken. Mit irren Kamerafahrten, tollen Überblenden, perfekter Ausleuchtung und raffinierten Innenansichten von Tresoren kam Freude auf. Das Werk machte einen hochwertigen Eindruck – was im Anbetracht seiner überschaubaren Entstehungszeit zusätzlich imponiert.

Vielleicht war es gut, dass „Army of Zombies“ nicht alle Kritiker zufriedenstellen konnte und deshalb die Erwartungen an das Prequel eher gering ausfielen. Was uns hier aufgetischt wurde, übertraf das Ursprungswerk in vielen Belangen und empfahl spätestens jetzt einen Schweighöfer für noch größere Auftritte in internationalen Produktionen. „Army of Thieves“ macht technisch und meist auch erzählerisch alles richtig und traf mit seiner lockeren Art und seinen schrägen Figuren fast immer den richtigen Ton. Für mich war das Gebotene definitiv eine echte Überraschung und wird sicherlich zeitnah nach offiziellem Release noch einmal über die heimische Leinwand flimmern. Ein rundherum empfehlenswerter Film – nicht nur für Fans von klassischen Heist-Movies.

8/10

Fotocopyright: Netflix