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Monat: Oktober 2020 (Seite 2 von 6)

The Town of Light (PC/PS4/Switch)

Inhalt

Der Spieler übernimmt die Rolle einer Frau, die nach etlichen Jahren in eine mittlerweile geschlossene und verlassene Nervenheilanstalt zurückkehrt. Bei ihrem Stöbern in den Ruinen durchlebt sie Visionen aus dunkler Zeit – über all die schrecklichen Taten, die sich in diesen Gemäuern abspielten…

Gameplay

Der Titel gehört eindeutig in die Kategorie „Walking Simulator“. Der Spieler erkundet seine Umgebung aus der Ego-Perspektive und baut sich anhand von gefundenen Gegenständen und Schriftstücken die Handlung zusammen.

Das Spiel unterteilt sich in mehrere, mehr oder weniger kurze Kapitel, die fließend ineinander übergehen und meist durch dezente Texteinblendungen angekündigt werden. Die Spielzeit beträgt etwa 4-4,5 Stunden, wobei man wirklich die meiste Zeit mit dem ruhigen Durchstöbern der Umgebung verbringt und nur vereinzelt mal eine Art Zwischensequenz (mit anderen Figuren) erlebt.

Sterben kann man dabei nicht, was den Entspannungs- und Abtauchfaktor durchaus erhöht. So eignet sich der Titel auch für Gelegenheitsspieler – die möglicherweise auch nicht ewig viel Zeit in ein Game investieren wollen.

Präsentation

Grafisch schwangt der Titel zwischen akzeptabel und sehr stimmungsvoll. Die Umgebungen sind toll designt und laden zum Erkunden ein, leichte Ruckler (auf allen Systemen) und hässliche Matsch-Texturen nagen an der Immensität.

Beim Sound gibt es hingegen wenig zu bemängeln. Die deutsche Sprachausgabe ist so gefühlvoll, wie angenehm, die Geräuschkulisse sorgt oftmals für Gänsehaut. Auch diesen Titel spielt man am besten mit einem ordentlichen Headset bzw. guten Kopfhörern – und im Dunkeln.

Positiv:
– tolle Atmosphäre
– bewegende Geschichte
– stellenweise hübsche Grafik
– angemessene Spielzeit

Neutral:
– teils schwache Grafik/Texturen
– sehr lauf-lastig

Negativ:
– wenig Interaktionsmöglichkeiten
– teils schwammige Steuerung
– leichte Ruckler

Fazit

Technisch gibt sich der Titel zwar durchwachsen und seine Möglichkeit zur Interaktion mit der Umgebung sind sehr eingeschränkt, doch seine interessante Geschichte tröstet über diese und weitere Mankos hinweg und lädt zum Versinken ein.

Habe ich anfangs mit einem größeren Horroranteil gerechnet, war ich doch erstaunt, wie spuklos und nüchtern es zugeht. Dies war nicht unbedingt übel, denn langsam, aber sicher entfaltete sich eine ergreifende Handlung – die mit ihrer Bodenständigkeit viel erschütternder als jeder Grusel daher kam.

Wer kein Problem mit viel Herumgelaufe hat und beim Zocken nicht unbedingt auf laute Action angewiesen ist, erhält für einen moderaten Preis (~20 Euro) einen tollen „Spaziergang“, der nicht allzu viel kostbare Zeit in Anspruch nimmt. Für mich definitiv ein Kleinod, welches für Zwischendurch prima von jedem „Call of Duty“ oder „Battlefield“ ablenkt.

Grafik: 7/10
Sound: 8,5/10
Gameplay: 6,5/10
Gesamt: 8/10

Fotocopyright: LKA Studios

Switch, Playstation/PS4, „Call of Duty“, „Battlefield“ sind eingetragene Marken.

Kadaver

Inhalt

In einer leidgeplagten und heruntergekommenen Zukunft, sehnen sich die Menschen zwischen all den Trümmern nach etwas Normalität. Als ein Hotel zu einem Theaterstück einlädt, geben die Armen beinah ihr letztes Hemd, um diesem Spektakel in grausamer Zeit beizuwohnen. Leider entpuppt sich das Erlebnis als alles andere als friedlich…

Fazit

„Soylent Green“ lässt grüßen – und bitte versteht diese Anspielung nicht als Spoiler, denn einige Details gibt der Titel schon recht früh preis und setzt seine Prioritäten sowieso ein klein wenig anders.

Der Zuschauer wird in ein trostloses Zukunftsetting geworfen – ohne irgendwelche Hintergründe hierzu zu erfahren. Auch hier setzt der Film nicht seinen Fokus, sondern einzig auf das zentrale Theaterstück, welches die gesamte Laufzeit dominiert und sich ungeniert bei Streifen wie „Ready of Not“ orientiert.

Die meiste Zeit werden Menschen durch enge Flure gehetzt und mehr oder weniger fantasievoll ins Jenseits befördert. So nebenbei kommen kleine Details ans Tageslicht, aber richtig gravierende Antworten bleibt man dem Zuschauer dennoch schuldig. Man reimt sich zwar munter einige Theorien zusammen, eine befriedigende Auflösung fehlt hingegen schmerzlich. Da nützen auch die solide agierenden Darsteller und die düstere Optik leider nicht aus der Patsche.

Um ehrlich zu sein, hätte ich von unseren Freunden aus Norwegen mehr erwartet. Die Inszenierung ist stimmig, die unheilvolle Kulisse vielversprechend, doch nach kurzer Zeit reiht sich der Titel zu etlichen, ähnlich aufgemachten Terrorfilmen ein und bietet dann doch keinerlei Eigenständigkeiten. Wirklich schade. Für Genrefans zwar schaubar, insgesamt aber eher verzichtbar.

6/10

Fotocopyright: Netflix

The Fan

Inhalt

Gil Renard hatte nicht immer Glück im Leben. Die Ehe ist gescheitert, im Job läuft es nicht gut und für seine Liebe zum Baseball wird er oft belächelt. Trost findet er bei seiner Hingabe zum Star-Spieler Bobby Rayburn – den er so oft wie möglich im Stadion anfeuert und sogar über Radiosendungen mit ihm kommuniziert. Als sein Idol plötzlich eine sportliche Pechsträhne durchlebt, fühlt sich Gil selbstredend zur Hilfe verpflichtet…

Fazit

Filme mit Robert De Niro in einer Hauptrolle sind eigentlich immer sehenswert und so war das auch schon immer bei „The Fan“ der Fall. Es mag sicherlich nicht sein allerbester Titel sein, dennoch ist das Werk über knappe zwei Stunden recht unterhaltsam und natürlich hervorragend gespielt.

Auch wenn man sich selbst nie so eine fanatische Liebe zu einem Star vorstellen könnte, gelingt eine gewisse Identifikation dank eines tollen De Niro erstaunlich gut. Tony Scott mag sicherlich keine exakte Charakterstudie geschaffen haben, dennoch ein verständliches Porträt eines armen Menschen, dessen Steigerung gen Wahnsinn durchaus verständlich geschildert wurde und keine Minute langweilig daher kam.

Besonders die Inszenierung hinterließ einen bleibenden Eindruck. Die Bildsprache mag vielleicht nicht Jedermann auffallen, doch wie man hier mit der Stimmung der Geschichte spielt, ist schon sehr ausgefeilt. So kam es mir oft vor, als würde die Farbgebung der aktuellen Situation auch irgendwo die Gemütslage der Figuren unterstreichen. Dies ist mir bei der ersten Sichtung noch gar nicht so krass ins Auge gefallen.

„The Fan“ ist ein interessanter Film über ein ernstes Thema und dank hervorragender Darsteller und hochwertiger audiovisueller Umsetzung sehr sehenswert. Mir hat die eher ruhige und nicht allzu übertriebene Erzählweise überdies recht gut gefallen und empfand das Teil bis zum bitteren Ende angenehm spannend. Dass dieser Streifen bereits auf Heft-DVDs verramscht wurde, ist kein Indiz für schlechte Qualität und von daher sollten Interessierte spätestens mit aktuellen Neuauflagen auf Blu-Ray mal reinschauen.

8/10

Fotocopyright: Alive – Vertrieb und Marketing

I See You – Das Böse ist näher als du denkst

Inhalt

Connor leidet unter dem Streß seiner Eltern. Seitdem die Mutter fremdging, steht die Ehe auf der Kippe und der Vater stürzt sich lieber kleinlaut in die Arbeit. Während er als Polizist das Verschwinden von Kindern untersucht, spielt sich zu Hause Seltsames ab…

Fazit

Als erstes muss ich sagen, dass ich Helen Hunt kaum wiedererkannt habe. Ihre Mimik war stellenweise grusliger als das Gesehen an sich, was den hohen Unterhaltungswert zum Glück nicht merklich beinträchtige – trotzdem etwas traurig war.

Ungewöhnlich aber relativ gut die gewählte Erzählstruktur, die besonders zu Beginn viele Fragen aufwirft und den Zuschauer richtig neugierig macht. Man nimmt zunächst viele Eindrücke zur Geltung, kann sich aber noch keinen Reim auf die Dinge machen. Wo man bei anderen Filmen durchaus abschaltet, blieb man hier jedoch interessiert am Ball und wollte die Puzzlestücke unbedingt zusammensetzten.

Ich bemängele ja immer die mangelnde Innovation, von der man hier nicht sprechen konnte. Die Geschichte mag jetzt nicht allzu ungewöhnlich sein, dennoch waren Struktur, Inszenierung und Thematik für mich angenehm frisch. Die „bodenständige“ Auflösung war sogar äußerst angenehm und irgendwo auch greifbarer. Durch einen Perspektivenwechsel wandelte sich das Geschehen teilweise zudem fast in einen anderen Film und feuerte die Motivation zusätzlich an. Auf konsequente Weise werden hierbei die anfänglich aufgeworfenen Fragen fein säuberlich abgehakt.

Ohne vorher eine Inhaltsangabe gelesen zu haben, hat mich „I See you“ erst recht überrascht und bis zum Ende an den Schirm gelockt. Mag durchaus sein, dass sich das Werk in Teilen zu früh preisgibt und die Offenbarung nicht Jedem schmeckt, doch für mich hebt sich der Titel hierdurch angenehm von der Konkurrenz ab und verkommt nicht zu einem weiteren unspektakulären Vertreter – der sich möglicherweise mit übernatürlichen Einschlägen rechtfertigt. Thrillerfreunde sollten ruhig mal reinschauen, zumal der Streifen aktuell kostenfrei in Amazon Prime (R) enthalten ist.

7/10

Fotocopyright: Capelight (Alive)

Unhinged – Ausser Kontrolle

Inhalt

Als die junge Mutter Rachel ihren Sohn zur Schule bringt, ahnt sie noch nicht, was der Tag noch so alles für sie bereit hält. Unter extremen Zeitdruck hubt sie einem Autofahrer, der sich darüber arg empört. Er fordert eine ehrliche Entschuldigung für dieses Fehlverhalten, doch erntet nur dreiste Ignoranz. Fortan heftet er sich mit seinem Fahrzeug wortwörtlich an Rachel Fersen…

Fazit

In einen besten Momenten erinnert „Unhinged“ schon irgendwo an den großartigen „Falling Down“ mit Michael Douglas – ohne ganz an dessen Niveau heranzukommen. Schlecht war der Titel jedoch nicht – was einem so schrägen, wie unberechenbaren Verlauf und einem kräftigen, aber sehenswerten Russel Crowe zu verdanken ist.

Die Geschichte ist schon irgendwie seltsam und arg konstruiert, trotzdem sehr unterhaltsam und kurzweilig. Das Tempo ist angenehm hoch und dreht nach einem ruhigeren Auftakt recht gut auf. Härtegrad und Spannung machen Spaß und lassen über kleinere Ungereimtheiten und Ungenauigkeiten weitestgehend hinweg sehen.

Crowe war sicherlich schonmal fitter, aber im Großen und Ganzen hat seine mächtige Statur wunderbar zur fiesen Rolle gepasst. Er wirkt schon ungewohnt furchteinlösend und damit recht cool. Mich hat ein wenig gestört, dass seine Hintergründe und Motive nicht vollends ans Licht gebracht werden und so muss man sich mit seinem Handeln einfach abfinden. Vielleicht hatte man aber auch keine glaubwürdige Begründung und wollte die Fantasie des Zuschauers animieren.

„Unhinged“ in kein einfacher Film. Weniger im Sinn von Kompliziert, sondern bei der Frage nach Sinnhaftigkeit und ob man sowas mit gutem Gewissen empfehlen könnte. Ich fand die Handlung äußerst seltsam und stellenweise zu dämlich konstruiert, aber ein vorzüglicher Unterhaltungswert war durchwegs vorhanden. Für mich ist das Ergebnis jetzt kein Megahit, aber eine sehr amüsante Angelegenheit für Zwischendurch. Für Fans von Crowe sowieso Pflicht.

7/10

Fotocopyright: LEONINE

What Remains of Edith Finch (PC/PS4/Switch)

Inhalt

Der Spieler schlüpft in die Rolle von Edith Finch, die nach Jahren wieder in das alte und mittlerweile verlassene Elternhaus zurückkehrt. Sie klappert die einzelnen Zimmer ab und taucht bei jedem Raum in ein neues, kleines Abenteuer ab…

Einleitung

Ich habe das Spiel kurz nach seiner Veröffentlichung bereits auf dem PC und vor einigen Wochen noch einmal auf der Switch beendet. Anfangs war ich aufgrund der zum Teil übertrieben guten Bewertungen etwas skeptisch, doch nach kürzester Zeit hatte der Titel voll auf seiner Seite und verdient unbedingt eine Erwähnung auf dieser Seite.

Gameplay

Das Spiel findet in der Ego-Perspektive statt und weißt eine typische Steuerung – wie beispielsweise aus Shootern bekannt – auf. Das Gameplay verzichtet allerdings komplett auf Ballereinlagen und lässt sich prima mit dem Wort „Walking Simulator“ betiteln.

Die Interaktion hält sich in Grenzen und der Spieler wird nie vollends gefordert – und trotzdem reizt das Geschehen. Das viele Herumgelaufen ist entspannend und die vielen tollen Details zaubern immer wieder ein Lächeln auf die Lippen. Man wird förmlich gebannt und freut sich über ein frustfreies Erlebnis, welches auch ungeübte Zocker auf jeden Fall locker beenden können.

Spielzeit

Die Spielzeit beträgt lediglich 2,5 bis 3 Stunden – was zunächst nach einem echten Showstopper und einem schlechten Preis-/Leistungsverhältnis klingt. Da die kurze Zeit jedoch so fantasievoll, kreativ, entspannend und trotzdem aufregend vollgepackt wurde, ist das kein Problem. Ein Wiederspielwert ist überaus gegeben.

Präsentation

Bei Veröffentlichung war die audiovisuelle Präsentation hervorragend und nach all den Jahren immer noch recht anschaubar. Das Design ist erstklassig und die verrückten Ideen der einzelnen Minispiele sowieso. Die englische Sprachausgabe ist mitreißend und die übersetzten deutschen Texte einwandfrei.

Optisch kommt die Switch-Variante leider nicht an die Kollegen heran und kleinere Ruckeln drüben das Bild. Trotzdem entfaltet der Titel seine Stärken – denn das geniale Gameplay ist nahezu unkaputbar.

Positiv:
– Kreativität ohne Ende
– packende Handlung
– schöne Präsentation
– geniales Art-Design
– abwechslungsreiche Mini-Games
– hervorragende Vertonung

Neutral:
– extrem gradlinig
– wenig Interaktionsmöglichkeiten
– Switch-Variante leicht ruckelig

Negativ:
– kurze Spielzeit
– hoher Preis (physische Version für die PS4)

Fazit

„What Remains of Edith Finch“ ist ein kleines Meisterwerk und sticht viele seiner Genrekollegen mit Leichtigkeit aus!

Die kurze Spielzeit ist für mich die größte Stärke – denn so kann der Titel ohne Unterbrechung an einem Stück durchgezogen werden und kann so sein volles Potential entfalten. Es gab keinerlei Längen und stets kreative Ideen auf höchstem Niveau. Das schafft so stimmig kaum ein Konkurrent.

Die Geschichte ist so traurig-schön, dass sie nachhaltig im Gedächtnis bleibt und zu neuen Durchgängen animiert. Selten konnte ein Spiel so faszinieren und so in seinen Bann ziehen. Ich würde es sogar als kleines Kunstwerk bezeichnen und sogar allen Gelegenheits- oder Nicht- Gamern wärmstens. ans Herz legen.

Verzichtete einfach mal auf einen Spielfilm und führt euch an einem ruhigen Abend dieses Spiel komplett zu Gemüte.

Grafik: 8/10
Sound: 9/10
Gameplay: 9/10
Gesamt: 9/10

Fotocopyright: Giant Sparrow SCE Santa Monica Studio

Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You´re dead

Inhalt

Zwei Brüder stehen jeder auf seine Art vor dem finanziellen Ruin. Abhilfe soll ausgerechnet ein Überfall auf den Laden der eigenen Eltern bringen, doch bei dem Coup läuft Einiges schief und das Drama ist perfekt…

Fazit

Auf den ersten Blick wirkt „Tödliche Entscheidung“ wie ein klassischer Heist-Movie, doch bereits aus der kurzen Inhaltsangabe lässt sich eine grundsätzlich andere Richtung ableiten.

Der Überfall an sich spielt nur eine kleine Rolle, seine Konsequenzen schlagen dafür umso größere Wellen. Regisseur Sidney Lumet schuf hier ein waschechtes Familiendrama, welches an Dramaturgie kaum zu überbieten ist und dabei jederzeit kleinlaut auf dem Teppich bleibt.

Dank seiner hervorragenden Hauptdarsteller geht das Geschehen umso mehr ans Herz. Man kann sich trotz großer Klüfte gut in die Figuren hineinversetzen und an ihren Gesichtern den Schmerz hautnah spüren. Die Wendungen der Handlung sind obendrein absolut nachvollziehbar und im Grunde nur konsequent. Man kann den Entscheidungen folgen und nickt diese ohne Aufregung ab.

Die realistische Gangart bringt allerdings das Problem einer ruhigen, gar langatmigen Erzählweise – was leider etwas auf den Magen schlägt. Zwar bleibt das Szenario jederzeit spannend, aber manchmal hätte etwas Straffung nicht geschadet. Mit dem richtigen Timing hätte man nichts am Setting beschädigt und mehr Kurzweil einbringen können.

Ethan Hawke war selten besser und sein Filmbruder Philip Seymour Hoffman brilliert mit seinem Auftritt. Allein für die beiden Akteure hätte der Titel schon fast eine Höchstwertung verdient, doch sein gemächlicher Verlauf kann mir einfach nicht mehr an Punkten abringen. Sicherlich war das Gebotene jederzeit unheilvoll spannend und durch seine nicht gänzlich chronologische Inszenierung recht ungewöhnlich, doch etwas mehr Schwung hätte nicht geschadet.

7/10

Fotocopyright: Koch Media GmbH

Black Box

Inhalt

Seit einem Autounfall hat Nolan starke Probleme mit dem Gedächtnis und bringt viele Dinge durcheinander. Als eine neue Therapie endlich Besserung verspricht, muss der Leidende nicht lange überlegen. In seinen Sitzungen erscheinen allerdings Bilder, die möglicherweise gar nicht seinem Hirn entsprungen sind…

Fazit

Nach den eher durchschnittlichen letzten Ausflügen ins Filmangebot von Versandriese Amazon, hat sich mit „Black Box“ leider kein neues Highlight aufgetan. War die Geschichte an sich recht spannend, so unspektakulär und teils enorm langatmig die Umsetzung.

Man spürt, dass die Darsteller um einen guten Auftritt bemüht waren – doch leider ließ das eher dünne Handlungskorsett zu wenig zu. Am Anfang ist die Handlung noch durchaus interessant, mit Platzen des Knotens wird es nicht nur verworrener, sondern auch immer weniger Glaubhaft oder mitreißend. Ab einem gewissen Punkt kippt die düstere Atmosphäre und verkommt zu einem behäbigen Drama mit übernatürlichen Elementen.

Alles scheint auf einmal so simpel und unbefriedigend, die ganzen guten Ansätze werden revidiert. Überdies zieht sich dann der Schlusspart viel zu lang und hält den Betrachter kaum mehr bei der Stange.

Der Auftakt versprach, was das Finale nicht halten konnte. „Black Box“ hat mit seiner undurchsichtigen Struktur zu Beginn wirklich gut gefallen, doch unzählige Längen und eine verquere Auflösung holen auf den Boden der Tatsachen zurück. Unterm Strich eine solide, aber keineswegs Hundertprozent empfehlenswerte Angelegenheit, der das gewisse Etwas einfach fehlt. Technisch sicherlich schnörkellos, erzählerisch streckenweise zu dürftig.

5,5/10

Fotocopyright: Amazon

Until Dawn (PS4)

Inhalt

Eigentlich sollte es für acht junge Menschen eine der Partys ihres Lebens werden, doch im abgelegenen Anwesen im tiefsten Wald geschehen merkwürdige Dinge. Ob das Verschwinden von zwei ihrer Freunde vor exakt einem Jahr wohl etwas damit zu tun hat?

Einleitung

Halloween steht vor der Tür und bis zur Fortsetzung von „Men of Medan“ ist auch noch ein paar Tage hin – und so habe ich mir zur Einstimmung auf Beide noch einmal in „Until Dawn“ gestürzt. Ich wußte, dass die Spielzeit recht überschaubar ist und so war ein rechtzeitiges Beenden also kein Thema.

Gameplay & Steuerung

„Until Dawn“ ist der unmittelbare Vorgänger des bereits besprochenen „Men of Medan“ (Link) und weißt exakt dieselbe Spielmechanik auf. Der Spieler übernimmt abwechselnd die Rolle eines der Jugendlichen und steuert die Figur durch hübsch gerenderte Kulissen im verschneiten Wald, in unheimlichen Gebäuden oder sogar düsteren Minen unter der Erde.

Das Gameplay an sich ist auf das nötigste reduziert – was bedeutet, dass man die Figuren zwischen langen Zwischensequenzen relativ gradlinig durch die Umgebung scheucht und hin- und wieder kleine Quicktime-Events absolviert.

Diese „Events“ bestehen dann aus dem schnellen Drücken der eingeblendeten Tasten und sind meist entscheidend über Leben und Tod bzw. den Fortgang der Story. Gelegentlich darf der Spieler sogar Entscheidungen treffen (z.B. Weglaufen oder den Weg versperren), deren unmittelbaren Konsequenzen sich oftmals als Glücksspiel erweisen und nicht unbedingt vorhersagt werden können. Dies fand ich insofern ärgerlich – hat man die schnellen Tastendrücke mit Bravour bestanden, verlor man durch nicht absehbare Entscheidungen plötzlich dennoch seine Figuren.

Der Tod der einzelnen Spielfiguren beendet das Spiel jedoch nicht vorzeitig, sondern verändert den Fortgang in Nuancen. Man kann eigentlich gar nicht „Game Over“-gehen, sondern erkennt spätestens im Abspann, wie viele der Jugendlichen letztlich überlebt haben. Dies soll zum mehrmaligen Durchgängen animieren, schließlich möchte man doch so viele Personen wie möglich „über die Ziellinie bringen“.

Die Steuerung ist simpel, aber manchmal auch bockig. So bewegen sich die Protagonisten etwas zäh und drehen sich bei Kameraschwenks (und dem damit verbundenen Richtungswechsel) auch gern mal im Kreis. Die Quicktime-Events sind hingegen relativ gut machbar, wobei mir das einfache Stillhalten des Controllers oftmals noch am schwersten fiel.

Präsentation

Zum Reviewzeitpunkt hat der Titel knappe 5 Jahre auf dem Buckel und schaut dafür immer noch sehr gut aus. Vielleicht nicht mehr so beeindruckend wie einst, aber trotzdem sehr solide.

Die Spielfiguren haben einen guten Wiedererkennungswert mit ihren realen Vorbildern (u. A. Hayden Panettiere, Rami Malek) und die Kulissen sind ordentlich gerendert. Das Hineinploppen oder zu späte Schärfen von Objekten ist nicht mehr so krass wie beim Nachfolger, der gelegentliche „Schluckauf“ jedoch der gleiche.

Das Geschehen ruckelt selbst auf der Playstation 4 Pro (R) teils massiv und beeinflusst durch die kleineren Stotterer auch die Steuerung. In den entscheidenden Momenten ist zwar alles im grünen Bereich, dennoch ist die Entscheidung (Ruckler vs. schönere Grafik) zu hinterfragen. Mehr war aus der Hardware anscheinend auch von Sony-nahen Studios nicht herausholbar.

Während die Macken in der visuellen Darstellung irgendwo noch zu verschmerzen sind, hat mich die Synchro stellenweise in den Wahnsinn getrieben. Ich habe für den letzten kompletten Durchgang mein hochwertiges Astro-Headset verwendet und hier wurde der zuweilen komische Hall und die schlechte Betonung einiger Dialoge extrem auffällig. Überdies waren nicht alle Sprecher perfekt gewählt bzw. haben sich nicht immer die gewünscht Mühe bei der Verkörperung der Gefühle unserer Akteure gegeben. Selbstredend war die Sprache oftmals nicht synchron zum Bild.

Spielzeit

Das Spiel besteht aus 10 Kapiteln, die jeweils für rund 30 Minuten unterhalten. Zwischen den einzelnen Abschnitten gibt es meist eine serientypische Rückblende („Was bisher geschah“) und bringt den Spieler nach kleineren Pausen wieder auf den Stand der Dinge.

Die Gesamtspielzeit beträgt also rund fünf Stunden und lädt nach dem Erblicken des Abspanns natürlich noch zum Erkunden anderer Entscheidungsmöglichkeiten ein.

Positiv:
– hübsche Grafik
– ansprechendes Setting
– halbwegs spannend präsentiert
– einfache Quicktime-Events

Neutral:
– viel Herumgelaufe
– Synchronisation mittelprächtig
– Wiederspielwert eher gering
– Umfang durchschnittlich (aber ausreichend)
– Steuerung nicht immer optimal
– Auflösung so lala

Negativ:
– beladen mit Klischees
– Ausgang einiger Entscheidungen eher Glückssache
– spielerisch insgesamt sehr stark eingeschränkt

Fazit

Die Mechanik des Titels ist wieder mal Fluch und Segen zugleich. Das Gameplay beschränkt sich auf das Nötigste und hält hierdurch seinen filmähnlichen Ablauf aufrecht. Wen das nicht sonderlich stört, erhält einen netten, aber sehr mit Klischees überfrachteten Thrill – der sich ungeniert an den üblichen Teenie-Horrorfilmen bedient und alles irgendwie semi-gut miteinander kombiniert.

In meinen Augen ist die überschaubare Spielzeit vollkommen ausreichend, um das Geschehen nicht mit Langeweile zu bereichern und seine Handlung nahezu in Echtzeit ablaufen zu lassen. Der Wiederspielwert ist allerdings eher gering, da die Handlung an sich ja nach einem Durchgang auserzählt ist und sich lediglich in kleinen Details ändert. Zwischen meinen Komplettierungen lagen knapp fünf Jahre und dies hat genau ausgereicht, um die meisten Ereignisse zu vergessen und den Titel einigermaßen neu zu erleben.

Ich habe das Game seinerzeit bei Release zum Vollpreis erworben und wusste, was auf mich zukommt. Da es mittlerweile für zirka 20 Euro erhältlich ist, passt das Preis-/Leistungsverhältnis schon eher und alle Interessierten sollten einfach mal einen Blick riskieren. Für mich ists letztlich kein Meisterwerk, aber kurzweiliger Spaß für Zwischendurch.

Grafik: 9/10
Sound: 7/10
Gameplay: 5/10
Gesamt: 7,5/10


Fotocopyright: Supermassive Games / Sony Computer Entertainment

Playstation ist eine eingetragene Marke.

Nocturne

Inhalt

Juliet und Vivian sind nicht nur Zwillingsschwestern, sondern auch beide sehr an der Musik interessiert. Sie besuchen eine Kunstschule und zeigen hervorragende Leistungen am Piano. Die eher introvertierte Juliet schaut dabei stets neidisch zu Vivian, die überall einen Ticken besser ist und ihr scheinbar alles einfacher fällt. Per Zufall fällt ihr dann ein Notizbuch einer verstorbenen Mitschülerin in die Hände und spielt daraus eine Teufelsballade, die ihr scheinbar neue Talente verleiht…

Fazit

Nach dem keineswegs überragenden, aber durchaus unterhaltsamen „The Lie“ (Link) habe ich am gestrigen Abend gleich einer zweiten Produktion aus dem Hause Amazon eine Change gegeben und möchte hier ein paar Worte dazu verlieren.

Allgemein könnte man die unaufgeregte, eher langsame Erzählweise kritisieren, aber ich fand die gemächliche Inszenierung überwiegend sehr angenehm und absolut zum Setting passend. Sicherlich hin und wieder ein bisschen langatmig, aber niemals langweilig. Man gibt dem Zuschauer die Zeit in Figuren und Musik abzutauchen und weniger einen Horrorfilm klassischer Manier zu erleben.

Der Grusel ist zumeist eher unterschwellig und drückt sich in Aktionen seiner Darsteller aus. Das Wesen von Juliet ändert sich nicht schlagartig, sondern langsam und kontinuierlich. Eine gewisse Identifikation lässt sich hierbei nicht leugnen und lässt das Gesehen nie ins vollkommen Abstruse abdriften.

Natürlich lebt der Film von seinen Hauptdarstellern und bei denen gibt es nichts zu kritisieren. Die beiden Schwestern wurden hervorragend gespielt und spiegeln ihre Rollen nahezu jederzeit nachvollziehbar wieder. Einer kleinen Hauptrolle wird der Musik zu Teil – denn sie trägt ihren Part zur unbehaglichen Stimmung bei und steht durch die Thematik des Titel schließlich auch irgendwo im Mittelpunkt.

Gut konstruiert, weitestgehend sorgfältig inszeniert und dennoch am Ende ein wenig unbefriedigend. Allein wegen der tollen Darsteller und dem interessanten Setting war „Nocturne“ einen Blick wert, doch bei einmaliger Sichtung wird es letztlich wohl bleiben. Das Gesehene unterhielt auf gemächliche Weise schon irgendwo ganz gut, doch irgendwie sprang der Funke nicht über. Das Finale war in Ordnung, aber nicht der erhoffte Knall. Schaut bei Interesse (und bestehendem Abo) ruhig mal rein und entscheidet, ob die Gangart überhaupt was für euch ist.

6/10

Fotocopyright: Amazon

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